James Bond 10: Der Spion der mich liebte by Ian Fleming
Autor:Ian Fleming
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross-Cult
veröffentlicht: 2013-01-29T05:00:00+00:00
DANN BEGANN ICH ZU SCHREIEN
Ich hörte, wie eine einzelne Kugel in den Metallrahmen der Tür einschlug. Ich hielt den Eispickel fest, damit ich mich nicht selbst damit stach, und rannte wie der Teufel über das nasse Gras. Glücklicherweise hatte der Regen nachgelassen, aber das Gras war klatschnass und unter meinen glatten Sohlen furchtbar rutschig, und ich wusste, dass ich nicht schnell genug war. Hinter mir hörte ich, wie eine Tür aufgeschlagen wurde und Sluggsys Stimme rief: »Bleib stehen, oder ich mach dich kalt!« Ich lief im Zickzack, aber dann kamen die Schüsse, exakt und in gleichmäßigen Abständen. Kugeln peitschten an mir vorbei und schlugen ins Gras ein. Noch zehn Meter und ich würde am Rand der Hütten und aus dem Licht heraus sein. Ich lief weiter im Zickzack und bemühte mich, den Schüssen auszuweichen, aber meine Haut zitterte, während sie auf die Kugeln wartete. Ein Fenster in der letzten Hütte zerbrach klirrend, und ich war um die Ecke. Während ich ins feuchte Unterholz rannte, hörte ich, wie ein Wagen gestartet wurde. Wofür?
Ich kam nur schwer voran. Die triefend nassen Kiefern klebten zusammen, ihre Äste überlappten sich und peitschten gegen meine Hände, die ich vor mein Gesicht hielt. Es war stockdunkel und ich konnte keinen Meter weit sehen. Und dann konnte ich es plötzlich doch, und ich schluchzte auf, als mir klar wurde, wofür der Wagen gedacht war. Denn nun befand ich mich genau im Licht der Scheinwerfer. Während ich versuchte, dem Lichtkegel auszuweichen, hörte ich, wie der Motor aufheulte, um das Auto auszurichten, und sofort hatten sie mich wieder. Ich hatte nicht genügend Platz, um zu manövrieren, und musste in die Richtung laufen, die mir die Bäume vorgaben. Wann würden die Schüsse wieder anfangen? Ich befand mich gerade einmal dreißig Meter tief im Wald. Es konnte jetzt jederzeit wieder losgehen! Mein Atem drang schluchzend aus meiner Kehle. Meine Kleidung war bereits aufgerissen und ich konnte spüren, wie ich mir die Füße aufschrammte. Mir war klar, dass ich nicht mehr viel länger durchhalten konnte. Ich würde einfach nach dem dicksten Baumstamm Ausschau halten, das Licht für einen Augenblick abhängen und mich hinter dem Baum verstecken müssen. Aber warum wurde nicht mehr geschossen? Ich stolperte nach rechts, fand ein wenig Dunkelheit und ging zwischen den tropfnassen Kiefernnadeln auf die Knie. Dann sah ich einen Baum, dessen Äste bis zum Boden hingen. Ich kroch darunter, presste mich gegen den Stamm und wartete darauf, dass sich mein rasselnder Atem beruhigte.
Und dann hörte ich, wie mir einer der beiden folgte, nicht leise, denn das war unmöglich, aber beharrlich. Gelegentlich hielt er an, um zu lauschen. Inzwischen hatte der Mann, welcher von beiden es auch sein mochte, aus der Stille geschlossen, dass ich mich auf den Boden gekauert haben musste. Wenn er auch nur ein wenig über Spurensuche wusste, würde er schon bald herausfinden, wo die abgeknickten Zweige und die aufgewühlte Erde endeten. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit. Vorsichtig wich ich auf die andere Seite des Stamms aus, fort von ihm, und beobachtete die Scheinwerfer des Autos, die die funkelnden nassen Äste über mir beleuchteten.
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